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Umweltbildung/Bildung für nachhaltige Entwicklung

Torffreie Graberde - Jetzt kostenlos auf dem Weilheimer Friedhof

Derzeit gibt es keine käufliche Graberde ohne Torf. Wir haben uns deshalb Gedanken gemacht, umfangreiche Informationen eingeholt und schließlich eine eigene Graberde entwickelt…

Auf dem Weilheimer Friedhof wird auf fast jedem Grab dunkle Friedhofserde verwendet, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit aus Torf besteht.

Dieser Torf stammt aus Hochmooren, die anderswo in Europa zerstört werden. Die Verwendung von Torf muss aus naturschutzfachlichen und auch klimatischen Gründen baldmöglichst ein Ende finden. Letztendlich wird der gartenbaulich verwendete Torf innerhalb von wenigen Jahren mineralisiert und löst sich in klimaschädliches CO2 auf. Deutschlandweit werden 9 Mio m³ jährlich verbraucht. Abgefüllt in handelsübliche Säcke und aneinander gereiht ergibt dies die Länge einmal um den Äquator. Derzeit gibt es keine käuflichen Ersatzprodukte ohne Torf. 

Wir haben uns deshalb Gedanken gemacht und umfangreiche Informationen eingeholt. Leider sind regionale Hersteller von Erden nicht bereit, in Vorleistung zu gehen, weshalb der Bund Naturschutz eine eigene Graberde entwickelt hat. Diese besteht aus: 

  • 2/3 regionaler Kompost aus der Biotonne, Siebung 8 mm
  • 1/3 regionaler Kompost aus Grünabfällen, Siebung 12 mm
  • Holzkohle für die dunkle Färbung, Siebung 6 mm 

Auf dem Friedhof in Weilheim wurde dann unter Mitwirkung von Sebastian Soyer (Stadtwerke Weilheim) ein „Versuchsfeld“ mit reinem Kompost sowie Mischungsverhältnissen zwischen 7,5 – 15% Holzkohle angelegt. Es hat sich gezeigt, dass 10% Holzkohle für die dunkle Färbung ausreichend sind. 

Die Stadt Weilheim stellt durch Beauftragung der Stadtwerke ihre Graberde selbst her. Der Bedarf liegt bei ca. 10-20 m³ / Jahr liegen. Der spezielle Kompost wird mit einem LKW der Stadtwerke direkt aus Quarzbichl geholt, die Holzkohle kann aus dem Allgäu in 1m³-Säcken geliefert werden. Das Anmischen des Substrats erfolgt mittels Lader direkt vor Ort, wird in Container abgefüllt und auf dem Friedhofsgelände zur Verfügung gestellt. Die reinen Materialkosten belaufen sich auf ca. 50-60 € / m³. Käufliche Graberde in Säcken kostet ca. 5 x mehr. Zudem entsteht jede Menge Plastikabfall durch die Säcke. Die jährlich anfallenden Materialkosten dürften 1000,- € nicht überschreiten und werden in den Friedhofsgebühren inkludiert. Damit übernimmt Weilheim als Mitglied von „Kommunen für biologische Vielfalt“ hier eine Vorreiterrolle mit positivem Image weit über die Landkreisgrenzen hinaus. Einer deutschlandweiten Verbreitung der torffreien Graberde mit jeweils regionaler Herkunft steht ebenfalls nichts im Weg. 

Auszeichnung: "Naturschutzprojekt 2022"

Die Stadt Weilheim i.OB ist erst seit Januar 2021 Mitglied im Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt e.V.“. Umso mehr freut es uns, dass das im Herbst 2021 initiierte Projekt „Torffreie Graberde“ zusammen mit einem Renaturierungsprojekt der Stadt Leipzig vom Bündnis zum Naturschutzprojekt 2022 gewählt wurde.