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Leitbild Netzwerk Naturzeit


"Die Lernenden von heute sind die Handelnden von morgen. In der Gestaltung der Zukunft kommt daher der Umweltbildung/Bildung für nachhaltige Entwicklung eine Schlüsselrolle zu"
(nach: BUND Naturschutz Gesamtbildungskonzept).


Seit 2003 haben sich Akteure der Umweltbildung zu dem „Netzwerk Naturzeit – draussen lernen im Pfaffenwinkel“ unter dem Dach der Kreisgruppe Weilheim-Schongau des BUND Naturschutz zusammengeschlossen. Das Leitbild macht deutlich, wofür unser Netzwerk steht und warum wir unsere Umweltbildungsarbeit in dieser Form durchführen. Im Leitbild sind unsere Leitlinien und Ziele formuliert. Das Gesamtbildungskonzept des BUND Naturschutz ist unsere Basis.


Selbstverständnis
Wir sind ein Netzwerk qualifizierter Umweltbildner und  –bildnerinnen. Unser demokratisches Miteinander ist geprägt durch gegenseitige Wertschätzung, Rücksichtnahme und Offensein für neue Ideen. Die hohe Qualität unserer Bildungsarbeit ist uns selbstverständlich.


Anker
Das Netzwerk orientiert sich an den Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung. Mit unserer Bildungsarbeit leisten wir einen Beitrag für die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen (SDG) und folgen dem Nationalen Aktionsplan (WAP). Wir sehen uns der Dekade der Biodiversität (2011-2020) verpflichtet, um den Schutz der Natur zu fördern und die Lebensvielfalt für die nachfolgenden Generationen zu erhalten.


Methoden
Oberstes Leitziel ist, die TeilnehmerInnen unserer Bildungsaktionen zu unterstützen, mündige, kompetente, selbstständige, verantwortungsfähige Bürgerinnen und Bürger zu werden. Die Teilnehmenden sollen zur gesellschaftlichen Teilhabe ermutigt werden. Wir wollen Selbst-, Sozial-, Sach- und Handlungskompetenz fördern, um auf die Veränderungen in der Welt antworten zu können. Die Teilnehmenden lernen aktiv vor Ort, wie sie Verantwortung übernehmen und mitgestalten können. Dabei wollen wir die Menschen positiv und in ihrer Ganzheitlichkeit ansprechen, das heißt mit ihren kognitiven, körperlichen und emotionalen Fähigkeiten, mit Herz, Kopf und Hand.


Aktionsraum
Das Netzwerk wendet sich vorrangig an Kinder und Jugendliche, aber auch an Erwachsene und Multiplikatoren im Landkreis Weilheim Schongau und im Pfaffenwinkel.


Besonderheit des Raums
Unser regionaler Fokus liegt in der Förderung der Transformation zu einer nachhaltigen Entwicklung in unserem Umfeld durch Öffentlichkeitsarbeit, Kooperationen und Teilnahme an Netzwerken. Wir sehen uns der besonderen Naturausstattung und der Wahrnehmung unserer Heimat mit ihren wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Eigenheiten besonders verpflichtet.


Arbeitsrahmen
Die Mitglieder des Netzwerks treffen sich regelmäßig zweimal jährlich und arbeiten beständig zusammen. Unser Netzwerk unterstützt den Dialog, den fachlichen Austausch und die kontinuierliche, methodische und inhaltliche Qualifizierung aller Mitglieder. Wir evaluieren unsere Arbeit in angemessener Form kontinuierlich.


Forderungen
Aus der Peißenberger Erklärung (2007) des Netzwerks (vormals „Weilheim-Schongauer Natur-Erlebnistouren“) nehmen wir folgende Forderungen an Politik und Verwaltung weiterhin auf:
Die „Richtlinien für Umweltbildung an den bayerischen Schulen“ (22. Januar 2003) umsetzen!
Ein jährlicher Projekttag Umweltbildung/BNE an allen Schulen im Pfaffenwinkel!
Die Umsetzung der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt unterstützen!
Kindern und Jugendlichen Gestaltungsräume bieten!
Regionalinitiativen unterstützen!


Umweltbildung in Zeiten von Corona

Beitrag am 15.05.2020

Ein breitgefächertes Aktionsfeld des Hotspot Projekts „Alpenflusslandschaften – Vielfalt leben von Ammersee bis Zugspitze“ sind Umweltbildungsangebote, die sich an Schulklassen, Jugendliche und Erwachsene richten.

Die Umweltbildung ist ein wichtiger Teil des Projekts: die Teilnehmenden lernen hier anschaulich, weshalb unser Projektgebiet in Bezug auf Artenvielfalt und Nachhaltigkeit eine herausragende Rolle spielt und einen nachhaltigen Schutz braucht: die Teilnehmenden lernen die Biodiversität der Flusslebensräume kennen und die Eingriffe in die Flusslandschaften aufgrund wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Nutzungsinteressen. Dieses Spannungsfeld aus dem notwendigen Erhalt und der gleichzeitigen Bedrohung gilt es gemeinsam zu reflektieren, und die eigenen Handlungsspielräume zu thematisieren. Mit den Lernprozessen werden starke emotionale Bezüge zu den Landschaften aufgebaut.

Umweltbildung geschieht durch gemeinsame Sinneserfahrungen, durch gemeinsame Aktionen, durch Partizipation. Sie geschieht nicht im einsamen Kinderzimmer, nicht im home office – wenn auch vielleicht manche IT-Angebote unterstützend wirken können. Damit gehören die Umweltbildung und die Akteure der Umweltbildung zu den ersten Opfern des Lockdowns in der Corona-Krise.

In den vergangenen Wochen haben Verbände auf allen Ebenen versucht, diesen Totalausfall der Umweltbildung abzumildern. Ein gemeinsames Schreiben von BUND Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz und Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU) an die bayerischen Finanz- und Umweltminister hat bewirkt, dass die 53 Umweltstationen in Bayern mit einem eigenen Schutzschirm aufgefangen wurden. Die Vereine und Verbände, deren geförderte Umweltbildungsaktionen gefährdet sind, beantragten Sonderregelungen – dies wurde auch für die Umweltbildungsaktionen im Hotspot-Projekt notwendig. Die geplanten Schulklassenaktionen sind bis zu den Sommerferien nicht durchführbar, da das Ministerium für Unterricht und Kultus keine außerunterrichtlichen Aktivitäten zulässt. Auch die Aktionen für Erwachsene sind mit Abstandsgebot nicht wirklich attraktiv. Das Hotspot-Projekt läuft offiziell Ende Juli 2020 aus. Mit einem Verlängerungsantrag der Förderung soll nun versucht werden, dass die Angebote zu Beginn des kommenden Schuljahres durchgeführt zu werden – ob sich diese jedoch unter den zu diesem Zeitpunkt geltenden Hygienestandards realisieren lassen, kann momentan allerdings nicht vorhergesehen werden. Unmittelbar zu spüren bekommen diese Folgen die im Rahmen von Projektstellen eingebundenen UmweltbildnerInnen, weitaus stärker trifft es jedoch die zahlreichen freiberuflich tätigen Honorarkräfte, da sie mit einem Totalausfall ihrer Einkünfte zu kämpfen haben.

Zwischenzeitlich haben sich die ANU Bayern und verschiedene Umweltbildungsträger auch an das Kultus- und Sozialministerium, an Schulaufwandsträger, Schulen und Kindergärten gewandt, um ihnen personelle und/oder räumliche Unterstützung bei der Betreuung von Kindern, mit gebotenen Hygiene- und Desinfektionsmaßnahmen, anzubieten.

Der Blick in die weitere Zukunft sieht nicht sonnig aus: ob die Ausnahmeregelungen dieses Jahres den mittel- und langfristigen Fortbestand der Umweltbildung in seiner großen Vielfalt garantieren, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen.

Warum ist Umweltbildung wichtig? Mit den Erlebnissen und den Methoden der Umweltbildung und Bildung für Nachhaltigkeit kann bewirkt werden, dass wir in uns eine starke Kraft aufbauen: wir alle fühlen uns wohl in der Natur, sie stärkt Gesundheit und Selbstvertrauen und fördert Wohlbefinden und Resilienz. Unsere Bevölkerung hat bei Spaziergängen und Joggingrunden in diesem Frühjahr die eigene Wohnumgebung, Parke, Wiesen und Wälder sehr intensiv und befreiend erlebt und hat damit instinktiv das Richtige getan!

Die Umweltbildung in Bayern ist durch eine vielfältige Angebotsstruktur geprägt. Nach dem Willen des bayerischen Landtags sollen in Bayern in jedem Landkreis eine Umweltstation aufgebaut werden, derzeit sind 53 Stationen verwirklicht. Weitere (in weitesten Sinn) staatlich geförderte Umweltbildungszentren sind die Einrichtungen in National- und Naturparken, Biosphärenreservaten, Walderlebniszentren und Freilichtmuseen. Daneben werden zahlreiche Einrichtungen von Verbänden und Vereinen getragen, die die Bildungsarbeit aus Mitgliedsbeiträgen, Teilnehmergebühren und öffentlichen Förderungen finanzieren. Ihnen arbeiten viele Umweltbildungsakteure zu, die vielfach freiberuflich tätig sind.

Das Angebot der Einrichtungen und Akteure beginnt mit der klassischen Umweltbildung im Sinne eines Erlebens der Vielfalt von Naturräumen, was nur einen Teil des Gesamtspektrums einer Bildung für nachhaltige Entwicklung darstellt. Dabei stehen verschiedene Fragen im Vordergrund, die zum eigenen Handeln anregen sollen. Etwa: Wie beeinflussen meine Entscheidungen Menschen nachfolgender Generationen - in meiner Kommune oder in anderen Erdteilen? Welche Auswirkungen hat es beispielsweise, wie ich konsumiere, welche Fortbewegungsmittel ich nutze, oder welche und wie viel Energie ich verbrauche? Welche globalen Mechanismen führen zu Konflikten, Terror und Flucht? Oder was können wir gegen Armut tun? Diese Fragestellungen stehen im Kontext der 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030, zu denen sich die UN, die Bundesregierung und auch der Freistaat Bayern verpflichtet hat.

Maria Hermann

Koordinatorin Umweltbildung in der Kreisgruppe des BUND Naturschutz