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Umweltbildung/Bildung für nachhaltige Entwicklung

Der schönste Wald und Teil der grünen Lunge Penzbergs - bald abgeholzt?

Im Februar 2024 überraschte das Bauamt die Stadträte mit dem Vorschlag, ein Blaulichtzentrum zu errichten - ausgerechnet dort, wo jetzt ein prächtiger Laubmischwald für Abkühlung, Wasserrückhaltung, Luftverbesserung und Dämpfung von Lärm sorgt sowie als Biotopverbindung zu den umliegenden Wäldern. Einer knappen Mehrheit im Bauausschuss ging es dann doch zu schnell mit der sofortigen Einleitung eines Bauleitverfahrens. Seitdem wird hinter den Kulissen geplant.
Der Bund Naturschutz stellt klar: Das BRK braucht einen weniger beengten Standort. Aber Teil der Daseinsvorsorge ist auch eine lebenswerte, klimaresistente Stadt mit viel Grün. 234 Unterschriften von Penzberger Bürgern wurden für den Erhalt des Waldes am 4. Juni an Bürgermeister Stefan Korpan übergeben. Seitdem läuft die Unterschriftenaktion weiter. Bitte melden Sie sich, wenn Sie auch unterschreiben möchten!

Mit folgenden Pressemitteilungen wandte sich die BN-Ortsgruppe an die Öffentlichkeit:

Pressemitteilung vom 6.5.24

Der bedrohte Wald im Frühling

Ein Penzberger Kleinod

Dass der prächtige Laubwald zwischen Nonnenwaldstraße und Grube (Staatsstraße 2370) für BRK, Feuerwehr und weiteres Gewerbe gerodet werden soll, ist für den Bund Naturschutz, die Anwohner und viele Penzberger Bürger unvorstellbar. Und doch spielt die Stadt mit diesem Gedanken. Fast hätte der Bauausschuss am 20. Februar 24 das Verfahren zur Bauleitplanung ohne weitere Überlegung kurzerhand durchgewunken. Der Mehrheit der Mitglieder ging es dann doch zu schnell.

Als hätte der Wald diese Bedrohung geahnt, bietet er jetzt im Frühling nochmal seine ganze Anmut und seine Vorzüge auf, um zu fragen: Das alles soll unwichtig sein? Der Vogelgesang, die frische, sauerstoffreiche Luft, die Kühlung, die Wasserspeicherung, das Farbspiel je nach Tageszeit und Licht, die Ruhe inmitten der verkehrsreichen Straßen? Nicht zu vergessen der Wald als Trittstein und grüne Lebensader zwischen den östlichen Wäldern bis hinunter zur Loisach einerseits und dem Rest der westlichen Wälder, die in Penzberg überlebt haben, bis hinüber zum Breitfilz-Hochmoor andererseits.

Dieser Laubwald mittleren Alters ist einmalig in Penzberg, denn nur am nordöstlichen Rand ist er von großen Fichten eingerahmt. Ansonsten prägen ihn Buchen, Berg- und Feldahorne, Traubenkirschen und im südlichen Bereich stattliche Eichen. Der Bund Naturschutz ruft die Penzberger Bürger dazu auf, seine Schönheit gerade jetzt im Frühling selbst zu erleben:  vorsichtig, um die Pflanzen nicht zu zertreten, die Eichhörnchen und Vögel nicht zu verscheuchen und das ein oder andere Reh nicht auf die Straße zu treiben.

Auf Anhieb lässt sich der Buntspecht vernehmen sowie Kleiber, Kohl- und Blaumeise, Zilpzalp, Mönchsgrasmücke, Rotkehlchen, Gimpel, Buchfink und lassen sich Schmetterlinge beobachten wie der Trauermantel, der Kleine Fuchs oder der Zitronenfalter. Auch die Vielfalt der Pflanzen, Nahrungsquelle und Lebensraum für Bienen, Käfer und Schmetterlingsraupen, überrascht: Da gibt es z. B. die Vielblütige Weißwurz, die Haselwurz, die Zweiblättrige Schattenblume, die Einbeere, den Ackerschachtelhalm, Wurm- und Frauenfarn, Berg-Ehrenpreis, das Bittere Schaumkraut, Großes Immergrün, Hundsveilchen, Scharbockskraut, Hohe Schlüsselblume, Buschwindröschen, Walderdbeere und viele mehr.

Die Zeiten haben sich geändert und damit hoffentlich auch das Bewusstsein für den Wert der innerstädtischen Wälder. Sie als Verfügungsmasse für Entwicklungsflächen von Infrastruktur und Gewerbe jederzeit zu opfern, ist längst nicht mehr zeitgemäß. Jetzt ist guter Wille und Verantwortungsbewusstsein von Stadtrat und Bauamt für die Lebensqualität der nächsten Generationen gefordert. Maximalforderungen und Großprojekte wie ein „Blaulichtzentrum 2.0“ können überdacht werden und in die Einsicht münden, dass mehrere kleine und naturverträglichere Lösungen auch möglich sind.

Hannelore Jaresch

1.Vorsitzende des Bund Naturschutz – Ortsgruppe Penzberg


Gleichzeitig mit der Übergabe der in wenigen Wochen gesammelten Unterschriften für den Erhalt des Waldes zwischen Nonnenwaldstraße und Staatsstraße 2370 veröffentlichte die BN-Ortsgruppe eine Pressemitteilung mit Satellitenbildern. Diese zeigen den Verlust von Wäldern in Penzberg seit 2002.
 

Presemitteilung vom 4.6.24

Bund Naturschutz zeigt:

Dramatische Waldverluste in Penzberg zwischen 2002 und 2022

Die aktuellen Pläne aus dem Stadtbauamt, den Wald zwischen Nonnenwaldstraße und Staatsstraße 2370 für ein Blaulichtzentrum zu roden, haben den Bund Naturschutz dazu veranlasst, sich den Schwund von innerstädtischen und stadtnahen Wäldern in den letzten 20 Jahren genauer anzuschauen. Mit Hilfe von historischen Satellitenaufnahmen seit 2002 in GoogleEarth lassen sich die Verluste von Wäldern genau nachvollziehen.

Die Waldverluste (auf den Aufnahmen rot umrandet) konzentrieren sich im innerstädtischen Bereich, in ost-westlicher Richtung und im Norden der Stadt. Zusammenhängende Waldflächen werden von innen her aufgebrochen und ausgehöhlt. Beispiel: Sportstadion und die Kunstrasenplätze im Müllerholz. Die verbliebenen schmalen Waldränder können ihre Verbindungsfunktion zu anderen Waldflächen kaum mehr erfüllen. Im Norden fällt vor allem der Schwund von Wald durch die Roche-Erweiterung (13,5 Hektar und den Industriepark Nonnenwald) ins Gewicht. Aber auch in den Stadtteilen Maxkron und Kirnberg verschwand Wald.

Baustellen erfordern um die geplante Bebauung herum regelmäßig weitere Flächen für die Lagerung von Baumaterial. So wurde für den Bau des Wohngebiets Birkenstraße West, wo 3 Hektar Wald standen, zusätzlich auf der nördlichen Seite der Wölfstraße Wald beseitigt. Für den Bau des Piorama wurden Baumgruppen am südlichen Säubachufer entfernt und sogar Wiesenbiotope zerstört. Eine Renaturierung ist nicht in Sicht. So werden schützenswerte Flächen ganz nebenbei zu bebaubaren Flächen, die in der Planung noch gar nicht publik werden.

Die „grünen Adern“ der Stadt um das zentrale Müllerholz herum sollen nun auch von außen her gekappt werden, wenn der einzigartige Laubwald zwischen Nonnenwaldstraße und Staatsstraße fallen. Auch die geschützte Biotopwiese nördlich davon wäre durch den veränderten Wasserhaushalt in Gefahr. Und auch der Wald am Zibetholz, gleich neben dem Hagebaumarkt, ist mittelfristig nicht sicher.

Der Bund Naturschutz hat die große Sorge, dass es bei den jetzigen Rodungen (für die Roche-Erweiterung sowie den Industriepark Nonnenwald) und dem vom Bauamt vorangetriebenen Plan für ein Blaulichtzentrum anstelle des Waldes auch in Zukunft nicht bleiben wird. Denn dies sind nur die bereits abgesegneten bzw. der Öffentlichkeit bekannten Vorhaben ( gelb umrandet).

Stadtbauamt und Stadtrat müssen sich bewusst sein, was ein weiterer Verlust von Wäldern bedeutet: nämlich Verzicht auf lebenswichtige Waldfunktionen wie Stabilisierung des innerstädtischen Klimas, Wasserspeicherung und damit Hochwasserschutz, Refugien für Flora und Fauna, Dämpfung von Lärm und Filterung von Luftschadstoffen sowie Erholung und hohe Freizeitqualität direkt im Wohnumfeld. Besonders in den stark verdichteten und versiegelten Innenstadtbereichen leisten Wälder einen erheblichen Beitrag zur Gesundheit und Lebensqualität. Für diese Form der Daseinsvorsorge trägt die Stadt eine große Verantwortung.

Hannelore Jaresch

1.Vorsitzende des Bund Naturschutz – Ortsgruppe Penzberg


Satellitenbild 1 zeigt die im Jahr 2002 noch vorhandenen Wälder. Rot umrandet sind dabei die Wälder, die mittlerweile für Bebauung gerodet wurden. Gelb umrandet sind die Wälder, die derzeit gerodet werden bzw. durch derzeitige Planung bedroht sind. Noch nicht durch öffentliche Diskussion bekannte Planungen können nicht ausgeschlossen werden.
Satellitenbild 2 zeigt die Waldverluste bis zum Jahr 2022.