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Umweltbildung/Bildung für nachhaltige Entwicklung

Pressemitteilung vom 6.5.2024

Der bedrohte Wald im Frühling

Ein Penzberger Kleinod

Dass der prächtige Laubwald zwischen Nonnenwaldstraße und Grube (Staatsstraße 2370) für BRK, Feuerwehr und weiteres Gewerbe gerodet werden soll, ist für den Bund Naturschutz, die Anwohner und viele Penzberger Bürger unvorstellbar. Und doch spielt die Stadt mit diesem Gedanken. Fast hätte der Bauausschuss am 20. Februar 24 das Verfahren zur Bauleitplanung ohne weitere Überlegung kurzerhand durchgewunken. Der Mehrheit der Mitglieder ging es dann doch zu schnell.

Als hätte der Wald diese Bedrohung geahnt, bietet er jetzt im Frühling nochmal seine ganze Anmut und seine Vorzüge auf, um zu fragen: Das alles soll unwichtig sein? Der Vogelgesang, die frische, sauerstoffreiche Luft, die Kühlung, die Wasserspeicherung, das Farbspiel je nach Tageszeit und Licht, die Ruhe inmitten der verkehrsreichen Straßen? Nicht zu vergessen der Wald als Trittstein und grüne Lebensader zwischen den östlichen Wäldern bis hinunter zur Loisach einerseits und dem Rest der westlichen Wälder, die in Penzberg überlebt haben, bis hinüber zum Breitfilz-Hochmoor andererseits.

Dieser Laubwald mittleren Alters ist einmalig in Penzberg, denn nur am nordöstlichen Rand ist er von großen Fichten eingerahmt. Ansonsten prägen ihn Buchen, Berg- und Feldahorne, Traubenkirschen und im südlichen Bereich stattliche Eichen. Der Bund Naturschutz ruft die Penzberger Bürger dazu auf, seine Schönheit gerade jetzt im Frühling selbst zu erleben:  vorsichtig, um die Pflanzen nicht zu zertreten, die Eichhörnchen und Vögel nicht zu verscheuchen und das ein oder andere Reh nicht auf die Straße zu treiben.

Auf Anhieb lässt sich der Buntspecht vernehmen sowie Kleiber, Kohl- und Blaumeise, Zilpzalp, Mönchsgrasmücke, Rotkehlchen, Gimpel, Buchfink und lassen sich Schmetterlinge beobachten wie der Trauermantel, der Kleine Fuchs oder der Zitronenfalter. Auch die Vielfalt der Pflanzen, Nahrungsquelle und Lebensraum für Bienen, Käfer und Schmetterlingsraupen, überrascht: Da gibt es z. B. die Vielblütige Weißwurz, die Haselwurz, die Zweiblättrige Schattenblume, die Einbeere, den Ackerschachtelhalm, Wurm- und Frauenfarn, Berg-Ehrenpreis, das Bittere Schaumkraut, Großes Immergrün, Hundsveilchen, Scharbockskraut, Hohe Schlüsselblume, Buschwindröschen, Walderdbeere und viele mehr.

Die Zeiten haben sich geändert und damit hoffentlich auch das Bewusstsein für den Wert der innerstädtischen Wälder. Sie als Verfügungsmasse für Entwicklungsflächen von Infrastruktur und Gewerbe jederzeit zu opfern, ist längst nicht mehr zeitgemäß. Jetzt ist guter Wille und Verantwortungsbewusstsein von Stadtrat und Bauamt für die Lebensqualität der nächsten Generationen gefordert. Maximalforderungen und Großprojekte wie ein „Blaulichtzentrum 2.0“ können überdacht werden und in die Einsicht münden, dass mehrere kleine und naturverträglichere Lösungen auch möglich sind.

Hannelore Jaresch

1.Vorsitzende des Bund Naturschutz – Ortsgruppe Penzberg

Pressemitteilung vom 4.6.2024

Bund Naturschutz zeigt:

Dramatische Waldverluste in Penzberg zwischen 2002 und 2022

Die aktuellen Pläne aus dem Stadtbauamt, den Wald zwischen Nonnenwaldstraße und Staatsstraße 2370 für ein Blaulichtzentrum zu roden, haben den Bund Naturschutz dazu veranlasst, sich den Schwund von innerstädtischen und stadtnahen Wäldern in den letzten 20 Jahren genauer anzuschauen. Mit Hilfe von historischen Satellitenaufnahmen seit 2002 in GoogleEarth lassen sich die Verluste von Wäldern genau nachvollziehen.

Die Waldverluste (auf den Aufnahmen rot umrandet) konzentrieren sich im innerstädtischen Bereich, in ost-westlicher Richtung und im Norden der Stadt. Zusammenhängende Waldflächen werden von innen her aufgebrochen und ausgehöhlt. Beispiel: Sportstadion und die Kunstrasenplätze im Müllerholz. Die verbliebenen schmalen Waldränder können ihre Verbindungsfunktion zu anderen Waldflächen kaum mehr erfüllen. Im Norden fällt vor allem der Schwund von Wald durch die Roche-Erweiterung (13,5 Hektar und den Industriepark Nonnenwald) ins Gewicht. Aber auch in den Stadtteilen Maxkron und Kirnberg verschwand Wald.

Baustellen erfordern um die geplante Bebauung herum regelmäßig weitere Flächen für die Lagerung von Baumaterial. So wurde für den Bau des Wohngebiets Birkenstraße West, wo 3 Hektar Wald standen, zusätzlich auf der nördlichen Seite der Wölfstraße Wald beseitigt. Für den Bau des Piorama wurden Baumgruppen am südlichen Säubachufer entfernt und sogar Wiesenbiotope zerstört. Eine Renaturierung ist nicht in Sicht. So werden schützenswerte Flächen ganz nebenbei zu bebaubaren Flächen, die in der Planung noch gar nicht publik werden.

Die „grünen Adern“ der Stadt um das zentrale Müllerholz herum sollen nun auch von außen her gekappt werden, wenn der einzigartige Laubwald zwischen Nonnenwaldstraße und Staatsstraße fallen. Auch die geschützte Biotopwiese nördlich davon wäre durch den veränderten Wasserhaushalt in Gefahr. Und auch der Wald am Zibetholz, gleich neben dem Hagebaumarkt, ist mittelfristig nicht sicher.

Der Bund Naturschutz hat die große Sorge, dass es bei den jetzigen Rodungen (für die Roche-Erweiterung sowie den Industriepark Nonnenwald) und dem vom Bauamt vorangetriebenen Plan für ein Blaulichtzentrum anstelle des Waldes auch in Zukunft nicht bleiben wird. Denn dies sind nur die bereits abgesegneten bzw. der Öffentlichkeit bekannten Vorhaben ( gelb umrandet).

Stadtbauamt und Stadtrat müssen sich bewusst sein, was ein weiterer Verlust von Wäldern bedeutet: nämlich Verzicht auf lebenswichtige Waldfunktionen wie Stabilisierung des innerstädtischen Klimas, Wasserspeicherung und damit Hochwasserschutz, Refugien für Flora und Fauna, Dämpfung von Lärm und Filterung von Luftschadstoffen sowie Erholung und hohe Freizeitqualität direkt im Wohnumfeld. Besonders in den stark verdichteten und versiegelten Innenstadtbereichen leisten Wälder einen erheblichen Beitrag zur Gesundheit und Lebensqualität. Für diese Form der Daseinsvorsorge trägt die Stadt eine große Verantwortung.

Hannelore Jaresch

1.Vorsitzende des Bund Naturschutz – Ortsgruppe Penzberg

Offener Brief der Ortsgruppe

Offener Brief

an den Bürgermeister und Stadtrat Penzbergs

26.2.2024

Penzberg – quo vadis?

Gedanken zum Tage:
Was haben die Landesgartenschau, die Erweiterung des Industrieparks
Nonnenwald und die Standortpläne für das BRK miteinander zu tun?

Zunächst gibt es auch für den Bund Naturschutz keinen Zweifel, dass ein neuer Standort
für das BRK
notwendig ist. Aber dafür 3 Hektar innerstädtischen Mischwald zu vernichten, eine wichtige Biotopverbindung zwischen dem „grünen Herz“ Penzbergs, dem Müllerholz, und den östlichen Wäldern bis hinunter zur Loisach, ist in einer Zeit der Klimaerhitzung, der zunehmenden Innenverdichtung und der daraus folgenden Dringlichkeit der Biotopvernetzung keine verantwortbare Alternative zu anderen angedachten Standorten. Dass der Stadt zudem auch die Ausgleichsflächen für den waldrechtlichen Ausgleich fehlen, darüber wurde vor kurzem berichtet.

Im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK), zu lesen auf der Homepage der Stadt, heißt es zur Entwicklung der Grünstruktur so schön: „Zur Vernetzung der Stadtteile und zur Verbindung mit der Landschaft werden attraktive Grünverbindungen gesichert und neu geschaffen.“ Und: „Im Müllerholz laufen die aus der Landschaft in das Stadtgefüge mündenden Grünkorridore zusammen.“ Alles nur Sonntagsreden?

Sorgen macht sich der Bund Naturschutz auch wegen der weiteren Zerstörung von Hoch-und Niedermoor sowie stadtnahen Waldflächen für weitere Gewerbeflächen im Industriepark Nonnenwald. Dass Moore wichtige CO2- und Wasserspeicher sind, hat sich offenbar noch nicht ausreichend herumgesprochen. Penzberg hat sich einen „Aktionsplan Klimaschutz“ gegeben und kommt dabei nicht recht voran. Billiger als ein natürlicher Klimaschutz durch den Schutz von Mooren kann Klimaschutz nicht sein. Wobei die Stadt doch wenige hundert Meter westlich des Industrieparks in die Renaturierung des Kirnberg-Moors investiert. Widersprüche über Widersprüche. Und nicht zu vergessen: Erst kürzlich wurden 13,5 Hektar Wald für die Roche-Erweiterung geopfert.
Besonders irritierend wäre auch, wenn die Stadt die einzelnen Parzellen schon an Firmen vergeben hätte: „So habe es der Freistaat gewollt“ sagte Korpan. (Penzberger Merkur vom 18.1.24). Damit würde das rechtlich notwendige Bauleitverfahren zur Farce, die viel beschworene Planungshoheit der Gemeinden auf Druck von oben unterlaufen.

Hier rächt sich, dass sich Penzberg nie einen zukunftsfähigen, realistischen Masterplan gegeben hat und danach rechtzeitig Grundstücke reserviert bzw. gekauft hat, die sie jetzt für das BRK oder für das heimische Gewerbe nützen könnte. Sprunghafte Vorschläge und vage Andeutungen aus dem Stadtbauamt wie die „Gedankenspiele um ein Rettungszentrum 2.0“ (Penzberger Merkur, 22.2.24), mit denen sich der Stadtrat urplötzlich konfrontiert sieht, sind die Folge. Dass dabei oft der Schaden für Natur und Klima und damit die Lebensqualität der Bürger überhaupt nicht einberechnet wird, beunruhigt zutiefst.

Diese Tatsachen dämpfen auch die Euphorie für die geplante Landesgartenschau 2028. Im Eingangsstatement des Bürgermeisters zur Broschüre „Penzberg auf dem Weg zur Landesgartenschau 2028“ heißt es: „bei uns rückt … vor allem die Sicherung der Landschaft in den Fokus: Moor- und Feuchtlebensräume sollen geschützt, Waldflächen erhalten … werden.“ Was kann man aber darauf geben, wenn gerade das Gegenteil passiert? Besteht die Gefahr, dass Natur und urbane Wildnis gerade durch ihre Inszenierung für ein großes Publikum massiv gestört, ja zerstört wird? In Form von Versiegelung von Flächen und Wegen, von Beton und Steinquadern zu den Ufern des Säubachs, von modischen Rondellen in geschützten Biotopen, einem Bohlenweg im Gleisdreieck und einem 40 Meter hohen Turm mit der notwendigen Gründung auf weichem Untergrund? Geht es vor allem um die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts, um die Belebung des Investitionsklimas in einer Stadt, die inzwischen an ihre natürlichen Grenzen stößt?

Ob die Stadt die finanzielle Belastung stemmen kann, ohne ihre Pflichtaufgaben sträflich zu vernachlässigen und ohne wichtige stadteigene Grundstücke zu verpfänden, muss der Stadtrat in Kürze entscheiden. Neben den Kosten für die Baumaßnahmen und die Durchführung ist bisher noch gar nicht von den zukünftigen Kosten für Erhalt und Pflege der neuen Grünflächen, des Holzturms, der Bohlenwege etc. die Rede.

Wir appellieren an Ihre Verantwortung, sehr geehrter Herr Bürgermeister Korpan, sehr geehrte Damen und Herren des Stadtrats, die oben angeführten Aspekte in Ihre Entscheidungen einzubeziehen zum Wohle der Bürger der Stadt Penzberg und der zukünftigen Generationen der Stadt.

Hannelore Jaresch

1.Vorsitzende des Bund Naturschutz – Ortsgruppe Penzberg